Leder – was man darüber wissen sollte

24h-Stühle sind rund um die Uhr im Einsatz. Nicht zuletzt für die Bezüge der Stühle bedeutet das eine extreme Belastung. Aus diesem Grund sind ca. 80 % der Svenstol-Stühle teilweise oder komplett mit Leder bezogen. Denn Leder vereint wie kein anderes Material viele Qualitäten. Es ist sehr strapazierfähig, pflegleicht, langlebig und komfortabel. Es ist bestens geeignet für wechselnde Nutzer und selbst Begegnungen mit harten oder spitzen Gegenständen steckt es meist problemlos weg. Leder hat seinen Preis, aber die vielen Vorteile wiegen diesen mehr als auf. Auch optisch können – nach Jahren intensiver Nutzung – Stühle aus Leder im Vergleich zu anderen Stühlen glänzen.

Aus diesen Gründen haben wir hier ein paar Informationen über das älteste Bezugsmaterial der Welt zusammengestellt.

Das Gerben

Die Gerbereien produzieren aus Rohhäuten Leder. Ohne Gerbung würden die Häute austrocknen, hart und brüchig werden oder in kurzer Zeit verfaulen. Der gesamte aufwendige und komplizierte Vorgang, der bis zu 40 Arbeitsschritte umfassen kann, ist hier sehr gut beschrieben: https://vdl-web.de/leder/lederherstellung/

Schon zu Zeiten der Jäger und Sammler erkannte der Mensch, dass Tierhäute schützen und warmhalten. Die Methoden, das Leder weich und haltbar zu machen, waren über viele Jahrtausende allerdings sehr primitiv und aufwendig: man knetete oder kaute das Leder wochenlang und rieb es mit Fett, Urin oder Tierhirn ein. Gegerbtes Leder, wie wir es heute kennen, wurde allerdings erst bei den alten Ägyptern hergestellt. Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts war das Gerberhandwerk ein zwar angesehenes, allerdings sehr schmutziges, anstrengendes und häufig die Gesundheit des Gerbers ruinierendes Gewerbe. Erst mit der Entwicklung des Chromgerbens änderte sich dies. Das Gerben wurde sehr viel einfacher und schneller: der Beginn der Industrialisierung der Lederproduktion.
 

Chrom beschleunigt das Gerben, macht das Leder besonders geschmeidig und der Prozess ist vergleichsweise günstig. Wird bei diesem Verfahren nachlässig gearbeitet, kann allerdings giftiges Chrom-6 entstehen, das durch Kontakt mit der Haut Allergien und schlimmstenfalls Krebs auslösen kann. „Giftiges Leder“, insbesondere aus Entwicklungs- und Schwellenländern, wo keine Grenzwerte für Chrom-6 vorgeschrieben sind bzw. diese kaum kontrolliert werden, ist daher auch häufig ein Thema in den Medien. Und das, obwohl heutzutage bekannt ist, wie die Entstehung von Chrom-6 beim Gerben verhindert werden kann. In Deutschland gilt bereits seit 2006 ein Verbot von sechswertigem Chrom oberhalb der Grenzwerte und dies wird auch streng kontrolliert.

Man kann Leder auch pflanzlich – „vegetabil“ – gerben: mit Tanninen aus Rinden, Blättern, Schalen oder Wurzeln. So gibt es zum Beispiel Leder, das mit Olivenblättern, Kastanien oder dem Gerbstoff aus der Rhabarberwurzel gegerbt wurde. 

Lederindustrie heute

Die weltweite Produktion von Leder konzentriert sich auf Entwicklungs- und Schwellenländer, da hier die Kosten und Umweltstandards niedrig sind. Die mit Abstand größten Herstellerländer sind China, Brasilien, Indien und die USA. In Europa ist die Lederproduktion seit Jahrzehnten rückläufig, da die Schuhindustrie und andere Kunden mittlerweile fast ausschließlich in Billiglohnländern produzieren lassen. Italien ist mit Abstand der größte europäische Produzent. In Deutschland sind von einst hunderten Gerbereien nur weniger als 20 Betriebe übriggeblieben. Diese konzentrieren sich auf die Herstellung von exklusivem, hochwertigem und nachhaltig hergestelltem Leder für die Möbel- und Autoindustrie. 

Die weltweite Lederindustrie wächst. Man geht davon aus, dass in den vergangenen 30 Jahren die Produktionsmenge um weit über 50% zugenommen hat. Etwa die Hälfte des Leders wird für die Produktion von Schuhen verwendet. 

Lederarten

Nubukleder, Rauleder, Büffelleder, Nappaleder, Wildleder usw. – die Vielfalt an Ledern ist groß. Für stark beanspruchte Büro- und 24h-Stühle kommt aber nur ein Glattleder in Frage. 

Bei glatten Ledern unterscheidet man den Grad der Bearbeitung. Ist es weitgehend naturbelassen, handelt es sich um ein anilines Leder. Es ist sehr weich, fühlt sich warm an, ist atmungsaktiv und es können dafür nur hochwertigste, fehler- und narbenlose Häute verwendet werden. Darum ist es auch sehr teuer. Zudem ist es überaus empfindlich und alles andere als pflegeleicht. Ein umgekipptes Glas Wein – oder eine Tasse Kaffee – und die edle Optik ist ruiniert. 

Nicht ganz so edel, dafür aber etwas praktischer, ist semianilines Leder. Es ähnelt dem Anilinleder, bekommt aber eine dünne Pigmentierung. Dadurch sind die Poren der Haut besser geschützt und das Leder etwas weniger empfindlich für Flecken und andere Beschädigungen. Es ist trotzdem weich und angenehm in der Nutzung.

Beim sogenannten gedeckten oder pigmentierten Leder ist die Farbschicht dicker als beim Semianilinleder. Die Poren sind vollständig abgedeckt. Die Stärke der Farbschicht hängt davon ab, wie stark Narben und andere Naturmerkmale in der Lederhaut ausgeprägt sind. Bei manchen Ledern kaschiert die Farbe die natürliche Prägung vollständig und ein künstliches Narbenbild wird eingeprägt. Gedeckte Leder sind pflegefreundlich und unkompliziert. Bei qualitativ minderwertigen Lederhäuten ist die Farbschicht allerdings so dick, dass das Leder sich steif und kalt anfühlt. Zudem schwitzt man bei warmen Temperaturen leichter darauf.

Thema Nachhaltigkeit

Die Produktion von Leder hat – wie alle anderen Industrien auch – Auswirkungen auf die Umwelt. Tierwohl, Ressourcenverbrauch, Emissionen und gesundheitliche Risiken von Arbeitern und Verbrauchern sind Gegenstand von teilweise kontroversen Diskussionen. Das Thema ist so komplex, dass wir uns später in einem weiteren Artikel damit beschäftigen wollen. Grundsätzlich lässt sich bei einem differenzierten Blick aber feststellen: Wie nachhaltig ein Leder ist, hängt in erster Linie von der Herkunft ab. Daher wollen wir an dieser Stelle exemplarisch einen Blick auf das Leder werfen, das wir für unsere 24h-Stühle verwenden.

Das Leder für die Svenstol- Stühle wird keine Autostunde von Stolcomfort entfernt in Hehlen an der Weser hergestellt. Die Firma Heller Leder ist die erste Gerberei, deren kompletter Herstellprozess mit dem Umweltgütesiegel „Blauer Engel“ ausgezeichnet worden ist. Die Tierhäute, die hier verarbeitet werden, stammen ausschließlich von deutschen Rindern, die nach strengen deutschen Tierschutzrichtlinien und Umweltauflagen gehalten werden. 

Dass Rinder durch Verbrauch von Fläche, Wasser, Futter und den Ausstoß von Methan die Umwelt belasten, ist kein Geheimnis. In Bezug auf Leder muss man jedoch berücksichtigen, dass Rinder zur Herstellung von Lebensmitteln wie Fleisch, Käse und Milch gehalten werden. Leder ist ein Nebenprodukt, dass es ohne die Lebensmittelerzeugung wohl nicht geben würde. Wollte man aus ethischen oder ökologischen Motiven auf Leder verzichten, müsste man die Tierhäute ungenutzt entsorgen, was wiederum weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll wäre. 

Für das Gerben wird Energie und Wasser benötigt. Heller gehört weltweit zu den energieeffizientesten Betrieben. In Kombination mit einer Biogasanlage setzt man hier auf Kraft-Wärme-Kopplung. Die Nutzung von Strom, Wärme und Gas ist 100 % CO2-neutral. Der Einsatz von Wasser wurde kontinuierlich reduziert, mittlerweile benötigt man durchschnittlich nur noch ein Drittel der sonst üblichen Menge. Das genutzte Wasser wird in der betriebseigenen Kläranlage gereinigt und wieder in die Weser zurückgeführt.

Das Leder, das wir für unsere 24h-Stühle verwenden, ist ein leicht pigmentiertes Leder, das komfortabel und zugleich hochstrapazierfähig ist. Um den Anforderungen unserer Kunden zu entsprechen, lassen wir es chromfrei gerben. Wobei chromgegerbtes Leder von Heller aufgrund der streng kontrollierten Produktion ebenfalls bedenkenlos verwendbar wäre.

Geht es um die Ökobilanz, dann sprechen für Leder vor allem Aspekte wir Pflegeleichtigkeit und Robustheit. Daraus resultiert – allgemein und speziell, was unsere 24h-Stühle betrifft – eine erheblich längere Nutzungsdauer als bei allen anderen Bezugsmaterialien, die uns bekannt sind. Stühle mit Stoff- oder Kunstlederbezügen werden von unseren Kunden fast immer deutlich eher ausgemustert. Ein gebrauchter 24h-Stuhl mit Leder, den wir bei Neukauf eines Svenstols zurücknehmen, kann dagegen in der Regel sogar wieder fit für eine zweite, jahrelange Karriere als Bürostuhl gemacht werden.